Über eine Woche waren wir individuell durch ein paradiesisches Land gefahren. Uns hatte die Landschaft genauso fasziniert wie die wunderbare Tier- und Pflanzenwelt. Begeistert waren wir von den netten Menschen und dem guten Essen, daher war die Vorfreude auf das Tauchen auch entsprechend groß.
Schon zuhause hatte ich die richtige Jahreszeit (November) und das passende Hotel (Confifi-Beach in Beruwela) geplant. Im Hotel angekommen registrierte ich auch gleich die Werbung der PADI-Tauchbasis des Hotels, 40.- US$ pro Tauchgang.. Da aber die Basis nicht im Hotel war, sondern dreimal täglich im Transfer angefahren wurde, ging ich in das benachbarte Ypsilon-Hotel, denn die dortige, unter deutscher Leitung stehende Tauchbasis, war mir aus meinem "Welt-Tauch-Reiseführer" bekannt. Der Preis pro Tauchgang inklusive Bootsfahrt von 50.- DM, bzw. 35.- DM mit eigenem Equipment, war mir auch sympathischer! Allerdings war ein Checktauchgang (20.- DM) Pflicht.
"Na ja" - dachte ich - "was sein muss, muss sein"! Als man allerdings den Check-Tauchgang mit mir im 3-m-Pool machen wollte, sträubte ich mich doch - "es muss nicht alles sein"! Man bequemte sich dann, mit mir vom Strand ins Meer zu gehen, bei heftiger Brandung etwas anstrengender aber interessanter. Außer dem einheimischen Divemaster war noch ein einheimischer Junge dabei, der auf der Basis eine Ausbildung machte.
Der Check war dann überraschenderweise extrem ausführlich. Es wurde wirklich detailliert geprüft ob ich tauchen kann, z. B. Blei ablegen, Jackett an- und ausziehen, Wechselatmung u. a. und zum Schluss musste ich uns mit dem Kompass zum Strand zurückführen. Dort vereinbarte ich für den nächsten Nachmittag dann einen Tauchgang am Barakuda-Point.
Zum geplanten Zeitpunkt regnete es heftig, daher wurde die Abfahrt um eine Stunde verschoben. Als ich dann wieder hinkam, war das Boot schon fünf Minuten weg; das war für mich Frust pur. Am nächsten Morgen ging es dann endlich raus. Wir waren eine Gruppe von vier Tauchern und zwei Guides plus Bootsführer. Über eine Stunde fuhren wir raus auf die offenen See. Ein Mädchen, das am Vortag dabei war, erzählte begeistert von der Fischvielfalt und der passablen Sicht - ich freute mich schon richtig - aber es sollte anders kommen!
Am vermeintlichen Tauchgrund angekommen, suchte einer der Guides den passenden Ankerplatz. Mindestens eine halbe Stunde fuhren wir - immer im Qualm des Aussenboarders - kreuz und quer! Dann half auch noch der zweite Guide bei der Ankerplatzsuche und dies für eine weitere 3/4 Stunde. Als die Flaschen dann fast leer waren wurde die Suche abgebrochen - nichts war's mit dem Tauchen!
Am Nachmittag ging es wieder raus, diesmal mit einem erfahrenen Bootsführer. Der nahm eine andere Route und nach einer Stunde waren wir am Ankerplatz, den die Guides innerhalb von wenigen Minuten gefunden hatten! Der Bootsführer signalisierte uns über Bord zu springen - ich als Erster. Als ich auftauchte, suchte ich verwundert das Boot, bis ich registrierte, dass eine starke Strömung herrschte.
Ich war froh regelmäßig trainiert zu haben, denn nur so schaffte ich es wieder bis zum Boot! Das Mädchen wurde von einem Guide "abgefangen". Der zweite Guide wartete in 15 m Tiefe an der dort befestigten Ankerboje - jetzt war mir klar, warum diese so schwer zu finden war. In der starken Strömung hangelte ich mich - waagerecht am Ankertau hängend - nach unten.
Dort unten war die Strömung zum Glück geringer. Die Sicht war allerdings für ein tropisches Meer miserabel, ca. sechs bis acht Meter. Keinerlei Korallen, sondern gerundete Felsblöcke, ähnlich wie man sie von Fotos der Seychellenstrände kennt. Die Fischvielfalt war herrlich, alles was man so erwartete wie z. B. viele verschiedene Barsche, Drückerfische, Süßlippen, Doktorfische, Muränen, Barakudas und recht große Zackenbarsche.
Dazu kamen sehr schöne Borsten- oder Röhrenwürmer, die ihre bunten Tenakel-Kronen in die Strömung reckten. Im Lee der Felsblöcke war die Strömung auch kein so großes Problem, aber ansonsten brauchte man doch etwas an Kraft, so dass die Luft in knapp über zwanzig Metern Tiefe nur für eine halbe Stunde reichte. Ich wusste nicht so recht, war dies nun ein zufriedenstellender Tauchgang? Am nächsten Tag wollte ich es dann nochmals wissen.
Es ging dann wieder mit dem erfahrenen Bootsführer und einem anderen Tauchguide an den Barakuda-Point. Man signalisierte mir, als Erster an der Ankerleine runter zu hangeln. Die Oberflächenströmung war deutlich geringer. Ich freute mich schon auf einen schöneren Tauchgang, aber weit gefehlt. Die Strömung unten war diesmal extrem!
Mit beiden Händen festklammernd hing ich waagrecht am Tau, es riss mir das Messer aus der Scheide und vom Schnorchel das Mundstück weg! Ich wagte nicht, mich mit dem Rücken gegen die Strömung zu stellen, denn es bestand wirklich die Gefahr, dass es mir auch die Maske vom Kopf ziehen könne! Ich wartete fünf Minuten bis die zwei Guides und drei Taucher kamen, eine Frau hatte man - wie ich später erfuhr - aufgrund der Strömung auf halbem Weg zurückgeschickt.
Wir umrundeten die Felsen und in einem Canyon musste ich meinen Vordermann voranschieben, sonst wäre er in der Strömung nicht weitergekommen. Seine Frau zeigte Anzeichen von Panik und nach 15 Minuten waren deren Tanks leer und ein Guide mit noch einem Taucher und ich blieben noch unten.
Wir umtauchten noch einen Felsblock, es gab schöne Weichkorallen, aber die noch schlechtere Sicht von etwa sechs Metern und die brutale Strömung ließen keine Zeit, so etwas zu genießen. Dem Guide folgend hangelten wir uns mit den Händen an den Felsen ziehend durch das Tauchrevier. Mein Buddy blutete an den Knien - er hatte nur einen Shorty an - und ich riss mir die Finger auf. Nach einer weiteren Viertelstunde - wir hatten zwar Napoleons und wieder große Zackis gesehen - ging es gefrustet nach oben.
Das Brennen an den Händen lies mich auf der einstündigen Rückfahrt den Entschluss fassen: Das war's mit Tauchen auf Sri Lanka. Mein Tauchreiseführer zuhause hatte zwar vor starker Strömung gewarnt; jetzt wusste ich, was damit wirklich gemeint war! Das Land war so schön, dass wir eines Tages wieder hinfahren, ob ich aber dann extra das gesamte Tauch-Equipment mitschleppe, ist fraglich.
J.Müller