Schon sehr frühzeitig hatten wir uns Ende 2012 um einen Tauchurlaub in Ägypten gekümmert. Mein Lieblingsreisebüro, das Reisebüro Graf in Ingelheim, hatte uns angeschrieben und auf das Oasis in Marsa Alam aufmerksam gemacht. Da die kompetenten Mitarbeiterinnen des kleinen Unternehmens unseren Ägypten-Urlaub-Geschmack kennen, haben sie uns eine Alternative zum Mangrove in El Quesier angeboten. Nach einigen Preisvergleichen, Recherchen im Internet zu Hotel und Tauchschule dachten „ warum nicht mal was neues testen“.
Schnell war die Buchung erledigt und auch die Flüge direkt nach Marsa Alam waren kein Problem. Die im Hotel Oasis ansässige Tauchbasis gehört zum mittlerweile weltweit agierenden Werner Lau „Imperium“. Bisherige Erfahrungen mit Werner Lau Basen waren auch gut und versprachen eine gute Qualität. Was uns sehr überraschte waren die niedrigen Tauchpreise für das Hausriffpaket.
Ende Mai war es dann soweit. Alle Unterlagen und Voucher waren rechtzeitig verfügbar und wir blickten einem entspannten Tauchurlaub entgegen.
Flug nach Marsa Alam, Einreiseformalitäten und Transfer via Minibus zum Hotel (ca. 30 Minuten) verliefen absolut reibungslos und zügig.
Auf dem Weg zum Hotel sahen wir leider auch in dieser etwas südlich gelegenen Region ähnliche Zustände wie oben im Norden. Der gesamte Küstenabschnitt ist mehr oder weniger für die Bebauung vorgesehen. Das ein oder andere Hotel ist fertig und in Betrieb. Dazwischen immer wieder Bauruinen oder gemauerte Einfriedungen. Das Bild ist gelinde ausgedrückt beängstigend. Es stellt sich die Frage, wie es hier in einigen Jahren wohl aussieht und ob die Planung möglicherweise völlig am Bedarf vorbei geht. Ganz besonders wenn man die derzeitige Auslastung der Hotels berücksichtigt bedingt durch die politisch immer noch unsichere Lage. Blickt man auf die andere Seite der Straße und lässt den unterschiedlich gearteten Müll außen vor, ist die Wüste immer noch faszinierend anzuschauen. Man ist geneigt die Küste in 3 Zonen aufzuteilen: Das blaue Meer mit seiner von uns so geliebten Unterwasserwelt und einem scheinbaren Überfluss an Leben, dann die Küste mit ihren Bauruinen und dem „Zivilisationsdreck“ und letztlich der scheinbar toten Wüstenlandschaft.
Aber wir sind ja hier um uns zu erholen, zu tauchen und nicht um die Welt zu retten. Am Hotel angekommen, erfreut uns erst mal die Übersichtlichkeit der Anlage und fehlende Betriebsamkeit. Schnell haben wir bei dem hervorragend deutsch sprechenden Ägypter am Schreibtisch, der die Rezeption darstellt eingecheckt. Fleißige Hände schultern unser Gepäck und machen sich auf den Weg in unser Chalet. Das Tauchgepäck wird direkt in die Basis transportiert. Bekanntermaßen hat der liebe Gott vor die Erholung die Arbeit gestellt. Die Anlage ist an einem Wüstenhügel erbaut und unser Chalet liegt ganz oben! Insgesamt ca. 100 Stufen. Oben angekommen, weiß ich warum man auch beim Tauchen von Sport spricht. In den nächsten Tagen versuchten wir verschiedene andere Wege, aber die Physik lässt sich auch im alten Ägypten nicht überlisten. Als Entschädigung für die nicht erwartete alpine Leistung haben wir einen unverbauten Blick auf die Anlage, das Meer und die Wüste. Im Bett liegend musste man nur den Kopf heben um das Meer zu sehen. Insgesamt ist das Zimmer ausreichend groß, praktisch eingerichtet mit immer gut gefüllter Minibar. Es gibt kein TV, kein Radio und auch kein Telefon. Unser Lieblingsplatz war der recht geräumige, abgeschattete Balkon mit Sesseln und Ruheliegen, auf denen wir die Zeit zwischen den Tauchgängen förmlich abhingen.
Zum Hotel. Kleine Anlage, derzeit ca. 42 Zimmer in den Hang gebaut mit vielen kleinen verwinkelten Gassen und jeder Menge Treppen. Im Haupthaus befindet das Restaurant in der ersten Etage mit großem Balkon und entsprechend guter Aussicht. Im Erdgeschoß ist auch die Tauchbasis angeschlossen mit ihren Räumen. Hier gibt es auch einen kleinen Basar der tatsächlich auch jeden Tag geöffnet hat. Die Verpflegung im Restaurant ist mittelmäßig. Die Auswahl am Büffet hatten wir schon besser und das Personal kann in Sachen Freundlichkeit noch etwas üben. Jeder der schon mal in Ägypten war weiß welchen Schwankungen grade die Restaurant und Serviceleistungen unterliegen. Meine diversen Aufenthalte im Mangrove waren von eben diesen Schwankungen sehr geprägt. Bei unserem letzten Besuch in 2011 waren wir, was das Büffet und den Service betrifft, begeistert….das kann in diesem Jahr schon wieder ganz anders sein. Soll heißen, dass dies nicht unbedingt ein Killerkriterium sein muss.
Wichtig für uns war die Tauchbasis mit ihrem sehr angepriesenen Hausriff. Fangen wir mal mit der Basis an. Die Einführung in die Räumlichkeiten und das Programm der Basis erfolgten bei einem ausführlichen Rundgang und ließen keine Fragen offen. Es gibt Nitrox for free in den üblichen 12 ltr. Flaschen mit DIN oder INT Anschluss. Der Ausrüstungslagerraum ist ausreichend groß, Spülbecken sind ebenfalls ok.
Grundsätzlich stützt sich das Tauchprogramm auf mehrere Säulen. Es gibt Hausrifftauchen, Zodiaktauchen, Tagesausfahrten mit dem Tauchschiff und Jeepsafaris. Unser Eindruck war, dass das Hauptaugenmerk auf den Jeepsafaris liegt. Diese sind hervorragend organisiert und sind vom Ablauf her makellos. Ähnliches gilt auch für die Tagestouren. Hier muss allerdings erst eine Busfahrt zum Hafen in Kauf genommen werden. Eines unserer Hauptargumente für das Oasis war das Hausriff. Uns war klar, dass es sich hier nicht um ein in einer Bucht gelegenes Riff sondern ein Saumriff handelt. Dies hat zur Folge, dass mit Dünung und Wellen am Einstieg und Strömung Unterwasser zu rechnen ist. Was wir nicht wussten, der Weg zum Steg war sehr lang, die Ausrüstung sollte jedes Mal vom Ausrüstungsraum zur Einstiegstelle und zurück getragen werden. Aufgerödelt, außer der Flasche, aber im Anzug mit Blei etc. war man bei Erreichen der Einstiegstelle schon „durch“. Wir haben unsere Ausrüstung dann tagsüber auf dem Steg gelassen, was schon eine enorme Erleichterung war. Die Flaschen wurden von den Boys ohne Hilfsmittel runter und wieder rauf geschleppt. Hier ist noch viel Raum für Verbesserungen in Logistik und Service.
Die Tauchplätze. Das Hausriff ist ein Saumriff und fällt steil ab auch bis zu 40 Meter. Üblicher Bewuchs mit entsprechendem Fischbesatz. „Großfisch“ negativ, aber allemal gut für entspannte Tauchgänge, wenn die Nord- Südströmung nichts dagegen hat. Wenn doch geht es Richtung Norden bis zu einer Biegung gut, dann geht es ziemlich zügig zurück und man ist in 5 Minuten wieder am Steg. In diesem Fall ist es gut wenn man weiß wie man mit Strömung umgeht und immer rechtzeitig die Strömungsschatten findet. Den Steg selbst kann man eigentlich nicht verpassen, hier ist über Grund eine Leine gespannt.
Jeepsafaris. Diese sind wie gesagt gut organisiert. Kommt man zur Einstiegsstelle ist schon alles bereitgestellt. Ausrüstungskiste und Flaschen sind zugeordnet, stehen auf einem Teppich, sodass möglichst wenig Sand ins Neopren gerät. Die Einstiege sind von sehr einfach bis etwas beschwerlich zu erreichen. Tauchplätze waren einfach zu betauchen und für etwas erfahrene Taucher auch ohne Guide kein Problem.
Bootsausflüge. An der Basis sind keine Boote direkt verfügbar. Mittels Bustransfer geht es zum Hafen von Marsa Alam und dann mit dem Schlauchboot aufs Schiff. Dort läuft alles in den üblichen Bahnen, ordentliches Boot, ausreichend Platz auf dem Tauchdeck, leider zu wenig Schatten auf dem Sonnendec k aber, wie so oft auf diesen Booten, leckeres Mittagessen zum kleinen Preis und die Softdrinks gab’s umsonst. Ein Zodiak ist auch dabei, sodass auch One-Ways gut möglich sind.
Zodiakausflüge. Diese sind direkt vom Hotel aus möglich. Zum einen in die nähere Umgebung aber auch für One-Ways am Hausriff. Absolutes Highlight ist die Early Morning Tour mit dem Zodiak (!) zum Elphinstone Riff. Bei guter Witterung ist man in 45 Minuten dort und zum Frühstück wieder zurück. Ist nur was für Hartgesottene, vor allen Dingen wenn der Wellengang sich etwas verändert.
Insgesamt ist das Hotel eine Alternative für die, die mal was anderes sehen wollen und auf Wellnessoasen, Animation und Unterhaltungsprogramm gezielt verzichten wollen. Zimmer, Service und Verpflegung sind dem Preis angemessen. Unbedingt erwähnt sei, dass die Hotelauslastung nur 20% war. Was auch zu der insgesamt entspannten Atmosphäre beitrug. Was das Tauchen betrifft verliert das Oasis ganz klar gegen das Mangrove alleine schon wegen des Hausriffes.
Ob wir wieder hinfahren? Vielleicht…..aber vorher fahren wir sicher wieder zu Esam ins Mangrove.
von Winni Marx 07.2013