Tauchsafari im Roten Meer mit der „M/Y Firebird“

 

 

Im Mai 2007 war es dann soweit, unsere erste Tauchsafari im Roten Meer stand bevor.

Anfang des Jahres holten wir einige Angebote bei den bekannten Tauchreiseveranstaltern ein, und entschieden uns dann schließlich für die „M/Y Firebird“ von „Deep Blue Cruises“, die wir für den 10. bis 17.Mai 2007 über „Sun&Fun“ für eine Südsafari nach St.Johns buchten.

Da wir mit unserer Buchung relativ spät dran waren, mussten wir dafür auch mit etwas ungünstigen Flugzeiten vorlieb nehmen. Der Hinflug startete ab Frankfurt um 4.20 Uhr morgens, zurück kamen wir eine Woche später gegen Mitternacht. Aber das störte uns nicht sonderlich.

 

Nach Ankunft in Marsa Alam wurden wir direkt von einem Agenten der Reiseagentur empfangen, der uns die Visamarken in den Pass klebte, danach ging es durch die Passkontrolle, Koffer in Empfang nehmen, und einsteigen in den Transferbus, alles völlig unproblematisch.

 

Apropos Gepäck: Außer dem Tauchrucksack war da nicht viel: ich hatte die paar Klamotten, die man auf einem Boot während einer Woche so braucht, noch im Tauchgepäck untergebracht, und Daniel hatte noch einen zweiten Rucksack dabei, weil er noch einen Schlafsack transportierte. Wie sich später herausstellte, war das eine gute Idee, wenn man mal eine Nacht auf dem Bootsdeck schlafen möchte.

 

Im Transferbus lernten wir dann auch Stefan und Katrin aus Giessen kennen, die ebenfalls zum ersten Mal eine Tauchsafari buchten.

Nach etwa 15 Minuten Fahrzeit stellten wir etwas verwundert fest, dass der Fahrer uns offenbar nicht zum Hafen von Ras Ghaleb brachte, sondern irgend ein anderes Ziel hatte. Ras Ghaleb hätten wir nach etwa 10 Minuten erreicht, so aber fuhr er mit uns ca. 1 Stunde lang in südlicher Richtung am Meer entlang, bis wir plötzlich ca. 15-20 Boote im Wasser entdeckten, die alle dort vor Anker lagen. An dieser Stelle parkte unser Fahrer seinen Bus etwa 10 mtr. vom Ufer entfernt, und ließ uns aussteigen. Hier, kurz vor der Stadt Marsa Alam, soll wohl irgendwann mal ein Hafen entstehen, bislang war es aber nur Baustelle. Es gab auch –noch- keine Hafenmauer, deshalb lagen alle Boote draußen vor Anker, und wir sollten jetzt wohl mit dem Schlauchboot abgeholt werden.

Sofort waren wir von einer Herde kleiner Jungs umzingelt, die versuchten, unsere Koffer aus dem Auto zu entladen und noch ein paar Meter weiter Richtung Wasser zu schleppen. Das gelang ihnen aber nicht wirklich – die Koffer waren für diese Hänflinge einfach zu schwer – trotzdem hielten sie natürlich hinterher die Hand auf und verlangten Trinkgeld. Wir hatten einige Mühe, die Jungs mit ein paar Cent abzuspeisen, und uns ansonsten vom Leib zu halten. Unser Bus war inzwischen verschwunden und wir standen da, und wussten nicht, welches der Boote die „Firebird“ war, und ob dort überhaupt jemand mitbekommen hat, das Gäste eingetroffen sind. Erst nach einigen Minuten bemerkte ich, dass unser Busfahrer wohl einen der Jungs losgeschickt hatte, die Firebird zu suchen und auf uns aufmerksam zu machen. So nach etwa 10 Minuten kamen dann 2 rote Zodiaks an, deren Fahrer sich als Crewmitglieder zu erkennen gaben. Also Koffer ins Schlauchboot –auch hier störten die Jungs am Ufer mehr als das sie helfen konnten – einsteigen, und ab jetzt hatten wir für eine Woche keinen festen Boden mehr unter den Füssen.

Auf dem Boot wurden wir sehr herzlich von Tom, einem der Guides, und der restlichen Crew empfangen. Wir waren die ersten 4 von insgesamt 15 Passagieren, und hatten deshalb, nach Entledigung des Schuhwerks, die freie Kabinenauswahl.

 

Danach gab es von Tom erstmal ein kurzes Bootsbriefing, damit wir uns schon mal grob zurechtfanden. Das ausführliche Briefing sollte dann stattfinden, wenn alle anderen Gäste eingetroffen waren. Anschließend machten wir das erste Mal Bekanntschaft mit der Küche an Bord: Es gab Spaghetti, und es schmeckte gut.

 

Wasser aus 3 Wasserspendern an Bord, Tee und Kaffee gab es umsonst, und soviel man wollte, die Dose Cola/Fanta/Sprite kostete EUR 0,50, die 0,5 ltr.-Dose Bier (3 Sorten) kostete EUR 2,--, und eine Flasche ägyptischer Rotwein war für EUR 10,-- zu haben. Neben dem Kühlschrank hing eine Namensliste, dort trug man die Anzahl der „verbrauchten“ kostenpflichtigen Getränke ein.

 

An Gästen, so Tom, wurden noch 2 weitere Deutsche, sowie 9 Schweizer und 2 weitere Guides, Siggi und Winni, erwartet. Die Schweizer hatten ursprünglich auf dem Schwesterschiff „Thunderbird“ gebucht, wurden aber auf die Firebird verlegt, da auf dem anderen Boot ein paar Reparaturen notwendig waren. Nun ja, es waren sicherlich auch wirtschaftliche Gründe, die den Veranstalter bewogen, 2 nur zur Hälfte besetzte Boote zu einem zusammenzulegen.

Bis zum Abend trafen nach und nach die übrigen Gäste und die beiden Guides ein. Die beiden Deutschen hießen Manfred und Edgar – letzterer sozusagen unser „Tollpatsch“, wie sich später herausstellte. Von den Schweizern waren einige aus dem französischsprachigen Gebiet, und die sprachen wirklich und absolut nur französisch, nicht mal englisch ! Das bedeutete später fast doppelte Briefingzeit, da wirklich jedes Briefing noch mal vom deutschen ins französische übersetzt werden musste.

 

Inzwischen hatten wir es uns an Bord gemütlich gemacht, es gab ein leckeres Abendessen mit 3 Gängen, und dann verbrachten wir die erste Nacht in unserer Kabine. Die nach meiner Meinung etwas überdimensionierte Klimaanlage machte trotz „Silent Mode“ einen riesen Lärm – Daniel schien das nicht weiter zu stören, er schlief ruhig und fest – und vor allem so kalt, dass ich mich irgendwann nachts in die Wolldecke wickelte. Jede Kabine war ausgestattet mit WC, Dusche, und Klimaanlage, es waren für jeden 2 Handtücher und 1 Bademantel da. Diesen benötigten wir jedoch nicht. Mit Wind, Wetter und Wasser hatten wir in dieser Woche recht viel Glück: warm, aber nicht zu heiß, schwacher bis mäßiger Wind, und relativ ruhiges Wasser, das waren wirklich angenehme Bedingungen. Ab der 3. Nacht ließen wir auch die Klimaanlage aus, dann war es richtig ruhig in der Kabine. Der schallgedämpfte Stromgenerator an Bord war wirklich nicht zu hören.

 

Am Freitag morgen, nachdem der ägyptische Kontrolleur an Bord war , die Pässe kontrollierte, und die Erlaubnis zum Auslaufen gab, ging es endlich los.

 

Nach einer Fahrzeit von etwa 1-2 Stunden kamen wir zu unserem ersten Tauchspot: „Gotta Radir“ hieß das Riff, und hier fand der obligatorische Checkdive statt. Vorab natürlich ein ausführliches Briefing. Die Guides Tom, Siggi, und Winni stellten sich als absolute Profis heraus, sämtliche Briefings waren ausnahmslos sehr ausführlich und gut, und Sicherheit war das Thema Nr. 1. Die „Gebote“ hießen unter anderem „ Maximal 40 mtr.“, „Keine Deko-Tauchgänge“, „Kein Alkohol zwischen den Tauchgängen“, usw. Selbst so Kleinigkeiten wie „Bitte keine Weingläser mit aufs Sonnendeck nehmen, wir laufen hier alle Barfuss herum“, oder „Aufpassen, wenn ihr mit nassen Füßen die lackierte Holztreppe zu den Kabinen heruntergeht, Rutschgefahr“ wurden uns eindringlich ans Herz gelegt, und das war auch gut so. Schließlich fuhren wir in ein Gebiet, in dem es kein Handynetz gibt, und einen Rettungshubschrauber findet man in Ägypten auch eher selten. Der kleinste Unfall , der eine ärztliche Behandlung notwendig machen würde, könnte zum Abbruch der Tour führen, denn im Zweifel gibt’s nur eins: umkehren und zurück nach Marsa Alam.

 

Trotz aller Appelle gab es am Samstag, den 2. Tauchtag, einen Unfall (Kein Tauchunfall !) Manuel, einer der Schweizer Gäste, knickte beim Einsteigen von der Firebird ins Zodiak so unglücklich mit dem Fuß um, dass er sich dabei vermutlich eine Bänderdehnung, evt. sogar einen Bänderriss zuzog. Der Fuß schwoll an und war blutunterlaufen. Wir konnten ihn nur mit Eis kühlen und Manuel Schmerzmittel verabreichen. Für ihn war damit die Taucherei gelaufen ! Die starken Schmerzen am ersten Tag ließen gottlob in den Folgetagen nach, und er hielt es tapfer bis zum regulären Tourende aus. Die Zeit vertrieb er sich mit Video und Bilder anschauen und lesen, und er konnte nach 2 Tagen auch wieder mal lachen, absolut professionell. Wenn er darauf bestanden hätte, wäre die Tour bereits am Samstag zu Ende gewesen, und wir wären wieder zurückgekehrt nach Marsa Alam !!

Da war es durchaus zu verstehen, dass Guide Siggi unseren Edgar schon einmal etwas schärfer anging, als dieser zum 3. Mal (!) mit nassen Füssen auf der Treppe zu den Kabinen ausrutschte und einen Abflug hinlegte. Das hätte jedes Mal das Ende der Safari bedeuten können ! Zum Glück ist aber dabei nichts ernsthaftes passiert.

 

Aber zurück zum Checkdive: dieser diente in erster Linie dazu, zum einen die Menge des benötigten Bleis zu testen und ggf. zu korrigieren, außerdem sollte jeder Taucher zeigen, dass er in der Lage ist, unter Wasser mal die Brille abzunehmen und danach wieder auszublasen, einen „verlorenen“ Automaten wieder zu angeln, und schließlich mal das Aufblasen der Signalboje aus ca. 5 mtr. Tiefe zu testen.

Ich opferte für Edgar erstmal die Hälfte meiner 10 mtr. langen Bojenleine, denn er hatte zwar eine Boje dabei, aber keine Leine ! Aber auch ich hatte so meine kleinen Startschwierigeiten: Kurz nachdem ich im Wasser war, rutschte die 12ltr-Aluflasche aus dem Jacket, da sich die Halterung lockerte nachdem sie mit Wasser in Berührung kam. Guide Winni brachte das in 5 mtr. Tiefe wieder in Ordnung. Ich bedankte mich dafür, in dem ich anschließend 3 Bleigewichte aus meiner Jackettasche verlor, und die nur knapp an ihm vorbeisausten, um auf 15 mtr. im Sand aufzuschlagen. Die Gewichte hatte ich zusätzlich eingesteckt, aber die Tasche öffnete sich als ich kopfüber abtauchen wollte. Ich sammelte also meine Bleigewichte wieder ein, und konnte dann den Tauchgang normal fortsetzen. Die genannten Übungen stellten kein großes Problem dar, und so brachten wir diesen ersten Tauchgang ohne weitere Schwierigkeiten über die Bühne.

 

Am Nachmittag machten wir den 2. und letzten Tauchgang dieses ersten Tauchtages am Riff „Shelanyat I“. Nach dem Abendessen startete der ägyptische Kapitän das Boot, und es begann die einzige Übernachtfahrt dieser Woche, wir fuhren direkt herunter in das Gebiet von St. Johns. In dieser Nacht habe ich kaum ein Auge zugemacht – im Gegensatz zu Daniel ! Der Schiffsmotor, die Klimaanlage und das „Geknarze“ der gesamten Kajüte hinderten mich zuverlässig am Einschlafen. Irgendwann gegen 05.00 Uhr am Morgen kamen wir wohl an irgendeinem Riff an, und der Motor wurde abgestellt. Also doch noch etwa 2 Stunden Schlaf, aber um 07.00 Uhr wurden wir von einem der Guides geweckt –wie übrigens die ganze Woche. Um 7.30 Uhr war Briefing, und danach ging es erstmal zum Tauchen. Das Riff hieß Habili Soraya, und nach wenigen Minuten an einer Steilwand zwischen 30 und 40mtr. begegnete uns der erste graue Riffhai. Und auch sonst gab es einiges zu sehen. Der Tauchspot gefiel uns so gut, dass wir in gemeinsamer Abstimmung beschlossen, auch den 2. Tauchgang hier zu machen, auch dieses Mal wieder mit Haibegegnung. Davor gab es aber erstmal ein gutes Frühstück mit Omelett, Pfannkuchen, Toast, Obstsalat usw. Anschließend konnte ich mein Schlafdefizit noch etwas ausgleichen, bevor es wieder ins Wasser ging. Insgesamt waren es 4 Tauchgänge an diesem Tag, und abends waren alle völlig platt. Daniel und ich beschlossen, wie übrigens einige andere auch, das 3 Tauchgänge am Tag absolut ausreichend sind. Bei der Auswahl der Tauchspots richteten sich Kapitän und Guides nicht nach einem festen Schema „F“, sondern suchten jeweils Plätze auf, an denen nicht noch etliche andere Boote lagen, und wir weitgehend für uns alleine waren, und auch durchaus nach unseren Wünschen.

 

Neben mehreren Haibegegnungen sahen wir bei unseren Tauchgängen fast alles, was das rote Meer so zu bieten hat : Barrakudas, Thunfische, Napoleons, Schildkröten, und Delfine (diese allerdings nur vom Boot aus). Nicht zu vergessen die Korallengärten mit der Vielzahl der Korallenfische, Muränen, Rochen, Schnecken, usw. Auch landschaftlich hatten die Riffe einiges zu bieten mit beeindruckenden Canyons, Schluchten und Höhlen.

 

Die Tauchgänge selbst waren stressfrei, bei Strömung wurde man mit dem Zodiak zur Einstiegsstelle gebracht, und auch wieder abgeholt, wenn man es nicht zur „Firebird“ zurück schaffte. Hierfür war die Boje absolut unerlässlich. Wenn man die aufblies, war wenige Minuten später ein Zodiak da. Auf dem Tauchdeck des Schiffes hingen die Anzüge zum Trocknen, die Flasche mit Automat und Jacket, welches nie abgenommen wurde, hatte ihren festen Platz, darunter hatte jeder seine Kiste mit dem „Kleinkram“. Neben dem Eingang zum Salon befand sich die Ladestation für die Tauchlampen mit ausreichend Steckdosen. Ein weiteres Highlight dieser Tour war sicherlich die ägyptische Bootscrew: Freundlich, unauffällig, absolut hilfsbereit und immer da, wenn man Hilfe benötigte, einfach spitze !

 

Das „Abendprogramm“ sah unterschiedlich aus: während sich die „Eidgenossen“ häufig im Salon irgendwelche Videos auf DVD reinzogen, saßen wir (Daniel, Katrin, Stefan , Manfred, Edgar und ich) meist mit den 3 Guides auf dem Oberdeck und klönten bei einer, (maximal 2 !) Dosen Bier. Für den „Absacker“ sorgten Daniel und ich, indem wir die im Duty Free erstandenen „Zutaten“ auf den Tisch stellten. Die Guides waren begeistert, sogar Siggi, der sonst nach eigenem Bekunden eher die Finger davon lässt, griff bei „Asbach-Cola“ zu. Insgesamt war die Atmosphäre an Bord sehr angenehm und schon fast als „familiär“ zu bezeichnen.

 

Und so ging diese Woche viel zu schnell vorbei. Am Mittwoch Nachmittag , nach 17 Tauchgängen, liefen wir wieder im „Hafen“ von Marsa Alam ein, und verbrachten die letzte Nacht an Bord der „Firebird“. In dieser Nacht hatte Daniel auch einmal schlechte Karten, denn er schlief noch mal im Freien auf dem Oberdeck, musste sich aber dafür die ganze Nacht den extrem lauten Stromgenerator eines in der Nachbarschaft liegenden Bootes anhören. Man kann sich kaum vorstellen, wie jemand auf einem solchen Boot eine ganze Woche aushält, bei dem Lärm.

Nach dem Frühstück am Donnerstag morgen hieß es dann Abschied nehmen. Das Zodiak brachte uns wieder an Land, und dort wartete bereits der Transferbus. Der fuhr uns in das Taucherhotel „Coral Beach“ in Ras Ghaleb, und dort hingen wir den ganzen Tag im klimatisierten Foyer (Kosten 15 € /Person) ab, bis um 17.30 Uhr der Transfer zum Flugplatz erfolgte. Dort trafen wir auch wieder auf 3 andere Korallen (Birgitt, Michael und Niko), die für eine Woche zum Tauchen im Mangrove waren. Dieser Tag war absolut öde, aber dass ließ sich aufgrund unserer späten Abflugszeit nun mal nicht ändern. Pünktlich gegen Mitternacht landete die Condor-Maschine in Frankfurt.

 

Anmerkung zum Hotel: Ein Tageszimmer in diesem Hotel hätte uns 20 €/Person gekostet, was auf Grund der langen Verweildauer und der geringen Differenz zum Foyerpreis gut angelegtes Geld gewesen wäre..

 

Alles in allem war diese erste Tauchsafari ein beeindruckendes Erlebnis. Das Boot, die Crew, die Guides, die Organisation durch den Veranstalter, das Essen, die Tauchgänge, waren rundweg einwandfrei und es gab so gut wie nichts, was man hätte besser machen können. Wenn man dann noch bedenkt, dass die Kosten für eine solche Tauchsafari kaum oder nur geringfügig über den Kosten für eine Woche Hotel / Tauchen liegen, dann wird schnell klar: der nächste Ägyptenurlaub findet wieder auf einem Schiff statt, und die Flotte von „Deep Blue Cruises“ ist dabei für mich erste Wahl ! Hier gibts noch weitere Daten zum Schiff und zum Veranstalter.

stb